Mit der Veröffentlichung von ChatGPT Ende 2022 ist Künstliche Intelligenz (KI) auch im Bereich Psychotherapie und psychische Gesundheit ein großes Thema. Wissenschaftliche Befunde zeigen: KI-Systeme können empathisch wirken, stoßen aber besonders bei sensiblen Themen wie Suizidalität oder Stigmatisierung aktuell noch an klare Grenzen. Auch Datenschutz und Sicherheit bleiben wichtige Diskussionspunkte.
Im neuen Themenheft der Zeitschrift „Verhaltenstherapie & Psychosoziale Praxis“ geben Prof. Dr. Kevin Hilbert, Professur für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der HMU Health and Medical University Erfurt, und Kolleg:innen eine Übersicht, wie KI gestaltet werden kann, um die Arbeit von Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten zu unterstützen, ohne den menschlichen Kontakt zu ersetzen.
Die Beiträge zeigen ein breites Spektrum aktueller Entwicklungen:
- Verbesserung therapeutischer Basisfertigkeiten: Das Projekt PsyRAI gibt Psychotherapeutinnen und -therapeuten in Ausbildung unmittelbares KI-gestütztes Feedback auf ihre Reaktionen in Übungssituationen.
- Personalisierte Psychotherapie: Neue Analysemethoden sollen auf Basis individueller Patientendaten passgenaue Behandlungszuweisungen ermöglichen.
- Empfehlungssysteme und Mikrointerventionen: KI könnte künftig optimale Übungen, Hausaufgaben oder alltagsbegleitende Interventionen vorschlagen – genau zum richtigen Zeitpunkt.
- KI-Chatbots in der psychologischen Unterstützung: Von niedrigschwelliger Beratung bis hin zu ausgefeilten Sicherheitskonzepten wird diskutiert, welche Chancen und Risiken der Einsatz von Sprachmodellen birgt.
Das Heft beleuchtet sowohl Potenziale als auch Limitationen der Technologie und macht deutlich: Zwischen überzogenen Erwartungen und berechtigten Sorgen liegt ein breites Feld praxisnaher und wissenschaftlich fundierter Möglichkeiten, die es zu gestalten gilt.